Der Rausch der Dinge
Denn sie ward aus dem reinsten Licht gesponnen,
Das der Urflamme heiliger Herd besaß,
Des Menschen Blick, die leuchtendste der Sonnen
Erlischt vor ihrem Glanz wie mattes Glas
Sie ist schön und mehr als schön,
Sie ist voll von Überraschungen.
Schwarz wiegt in ihr vor:
Und alles, was sie einem offenbart,
Ist nächtlich und tief
Ihre Augen sind zwei Höhlen,
In denen das Geheimnis glitzert,
Und ihr Blick leuchtet auf wie der Blitz:
Ein Feuerausbruch in der Finsternis.
Dann seh`ich staunend und im Tiefsten schauernd,
Daß ihre Augensterne feurig fahl,
Leuchtfeuern gleich und lebendem Opal,
Mich unverwandt betrachten, still und lauernd.
Auf meiner Seele Saitenspiel ließ nie
Ein andrer Bogen so voll Glut und Leben
Die feinsten Saiten schwingen und erbeben,
Kein andrer so königlich wie sie.
So zart und heimlich ist ihr leis Miauen
Und ob sie zärtlich, ob sie grollend rief,
Stets ist der Klang verhalten, reich und tief
Und Zauber weckend und geheimes Grauen
Charles Baudelaire